balanced hoofcare


Ein Huf ist ein extrem leistungsstarkes und anpassungsfähiges Organ.

Was auf den ersten Blick wirkt wie eine starre Hornkapsel, ist bei Betrachtung der inneren Strukturen ein komplexes und geniales System. Gemacht um mehrere hundert Kilo Gewicht zu tragen, sich ständig an verschiedene Bodenverhältnisse und Leistungsansprüche anzupassen und den gesamten Pferdekörper in Balance zu halten.

Der Huf ist die Grundlage, also das Fundament und damit primär verantwortlich für Beweglichkeit und Haltung des ganzen Körpers.
Gleichzeitig ist die Hufkapsel aber auch in der Lage, Fehlstellungen auszubalancieren deren Ursprung woanders im Bewegungsapparat des Pferdes liegen.

Für die Bearbeitung ist das Wissen über den Aufbau der inneren Strukturen der Hornkapsel unerlässlich.
Grundsätzlich gibt der Huf immer an, wo und wie viel bearbeitet werden muss.
Nur wenn man den Huf im Außen „lesen“ kann, ist eine korrekte, dem Bedarf entsprechende Bearbeitung möglich.
Ein Grundverständnis über Hebelwirkungen ist dabei ebenso wichtig, wie das Bewusstsein über die Konsequenzen jeder noch so kleinen Arbeit am Huf.
Jeder Raspelstrich hat eine direkte Auswirkung auf die Haltung des Pferdes.

Der Mensch neigt gerne dazu, die Dinge besser wissen zu wollen, als die Natur sie vorgibt.
Dann sollen die Hufen in eine besonders schöne Form geraspelt, oder der eingebildeten Vorstellung nach gekürzt, höhergestellt oder anderweitig angepasst werden, ohne wirklich zu wissen und zu beachten, welche Auswirkungen das mit sich bringt.

Was künstlich verändert wird, kann nachhaltig nicht gesund weiter bestehen.  
Zahlreiche Probleme im Bewegungsapparat, werden häufig nicht mit der Hufbearbeitung in Verbindung gebracht, oder nur mit einem angeschnittenen Verständnis über den Hufzustand. Stimmt aber die Basis nicht und wird nicht entsprechend entgegengewirkt, können andere Therapieversuche entweder gar nicht, oder nicht anhaltend wirken.


Während meiner Grundausbildung ging es nicht zum größten Teil um die Technik mit dem Werkzeug, sondern vielmehr um das Hinschauen und Wahrnehmen. Zu lernen die Funktionalität des Hufes zu verstehen, den Pferden im wahrsten Sinne des Wortes zuzuhören und die Bearbeitung danach anzupassen.

Wir Hufbearbeiter sind mit dafür verantwortlich, welche Lebensqualität das Pferd hat. Deshalb kann ich immer wieder nur betonen: Hufbearbeitung ist „Gefühl“.

Manu Volk


Häufig erlebe ich bei der Hufbearbeitung Pferde, auch die sogenannten „schwierigen“, die anfangen sich darauf einzulassen und mitarbeiten. Die kauen und gähnen und tief durchatmen, sobald der Huf wieder abgestellt wird, oder die mich einfach entspannt und dösend arbeiten lassen.

Selten begegnen mir Pferde, die wirklich problematisch zu bearbeiten sind. In der Regel sind es die, die Hufbearbeitung oder Kontakt zu Menschen nicht als etwas positives erlebt haben, charakterlich skeptisch oder unsicher sind, oder schlichtweg nicht viel Geduld haben.

Hufbearbeitung ist FÜR das Tier und wenn man mit dieser Einstellung einem Pferd begegnet, sich führen lässt und seine Reaktionen wahrnimmt, dann bekommt man eine echte Zusammenarbeit und als Ergebnis einen Huf, der wieder volle Funktionalität erlangt.

Für mich ist Hufbearbeitung weniger eine Arbeit, sondern vielmehr eine Aufgabe.